Daniel Büttiker und Sylvia Sachs

Daniel Büttiker und Sylvia Sachs

Dienstag, 31. August 2010

145.-151. Tag Puttgarden-Nordhorn ca. 580km

Der Wind lässt nicht nach. Am Morgen sind wir auf die Hilfe anderer Camper angewiesen. Zu fünft schaffen wir es, das Zelt unbeschadet abzubauen. Der Wind begleitet uns noch bis nach Hamburg, wo wir Abends eintreffen. Wir finden einen guten Campingplatz in der Vorstadt und geniessen eine schöne Flasche Wein. Ach, wie haben wir das vermisst! Auch sonst lassen wir es uns in Hamburg richtig gut gehen und haben das Glück, die Queen Mary 2 beim Auslaufen zu sehen. Einfach gewaltig. Hunderte Zuschauer haben sich am Pier versammelt und verfolgen das Spektakel. Danach gibt's ein paar Cocktails auf der berühmt berüchtigten Reeperbahn. 
Weil es nonstop durchregnet verbringen wir den letzten Tag ausschliesslich in Cafés und nehmen die Europapassage (Einkaufszentrum) unter die Lupe. 
Beim Schlendern durch die Läden, bleibe ich bei einem Herrenausstatter hängen. Da ich mich im Dezember ja nicht mit meinen super abzippbaren Outdoorhosen und Odlo T-Shirt vorstellen kann, entscheide ich mich, ein paar Sachen zu kaufen. Als ich mich mit von der Regenjacke zerzauster Frisur, Bart und stinkenden Trekkingsocken vor dem Spiegel sehe, muss ich schon schmunzeln. Während der Anprobe versucht Sylvia dem Verkäufer unser Erscheinungsbild zu erklären :). Nach 3 Stunden habe ich 2 neue Outfits, die nun auf dem Postweg in die Schweiz gelangen. Vorstellungsgespräch ich komme!!
Ein paar Kilometer weiter nördlich von Hamburg lebt Thies mit seiner süssen Familie, den wir in Norwegen am Geirangerfjord kennen gelernt haben. Wir werden von ihnen sehr herzlich aufgenommen und machen einen Ausflug an die Nordseeküste.  Am gleichen Abend werden wir von Thies's Freunden zum traditionell schwedischen Krebsessen eingeladen. Obwohl wir uns nicht kennen, fühlen wir uns sofort wohl und herzlich willkommen. Sylvias Herz schlägt schon alleine wegen der bombastischen Tischdeko höher und das Essen ist unglaublich lecker. 
Am nächsten Tag verabschieden wir uns nach einem gemütlichen Frühstück von der Familie (herzlichen Dank es war einfach toll). Den Rest des Tages kämpfen wir uns 300 Kilometer durch sintflutartige Regenfälle nach Nordhorn, wo wir Abends in ein warmes Hotelbett fallen. Wir bleiben noch eine zweite Nacht und bringen die KTM in den grossen Service. Ebenfalls werden Kettenkitt und beide Reifen gewechselt.























Dienstag, 24. August 2010

138.-144. Tag Trondheim-Puttgarden ca. 2100 km

Über die E6 geht es nach Oslo. Dort stehe ich mit einem total abgefahrenen Hinterreifen beim selben KTM-Händler und lasse mir den alten Hinterreifen von Istanbul wieder aufziehen (nachdem ich ihn aus einem riesigen Berg von Altreifen herausgefischt habe). Dieser hat noch ein bisschen Restprofil (bin chronischer Frühwechsler:)) und sollte uns noch aus dem hochpreisigen Norwegen retten.....
Und so sind wir schon am selben Abend wieder in Schweden. Nicht gedacht hätten wir, dass Schweden sich für uns als Grillhähncheneldorado entpuppt. Günstig, schnell und richtig lecker gibt es sie vorgegrillt in jedem Supermarkt. Die Tütensuppe zubereitenden Backpacker schauen jeweils schon ein bisschen neidisch, wenn ich das Hähnchen in der Campingküche aus dem Ofen zaubere. :)
Leider bleibt das Wetterglück in Schweden aus. Grau zeigt sich der Himmel, ab und zu fallen ein paar Regentropfen und so können wir die Natur nur bedingt geniessen. Auf direktem Weg fahren wir nach Stockholm. Auf einem versifften Campingplatz stellen wir unsere Zelt auf. Der klar schlechteste Stadtcampingplatz bisher. Dazu kommt, dass wir den zum Teil komischen Leuten auf dem Platz nicht richtig trauen. So nehmen wir eben alle Wertsachen (inkl. Laptop) mit in die Stadt. Trotz allem verbringen wir einen schönen Tag in der Altstadt von Stockholm. Da ich langsam aussehe wie ein alter Wikinger ist ein Besuch beim Friseur unumgänglich. Nach der langen Zeit in der Natur, geniessen wir den Stadtbummel sehr.
Über kleine und kurvige Strassen geht es weiter der Küste entlang (die wir wegen des Waldes oft nicht sehen). Die Landschaft wird lieblich und das Wetter spielt auf einmal auch mit. An den Seen im Landesinnern, die Trinkwasserqualität haben, zelten wir wild, baden und fühlen uns so richtig mit der Natur verbunden (@Tom und Andrea: nun wissen wir warum es euch immer hierher zieht:)).
Oft drückt die Blase im richtigen Moment und wir stehen bei den stärksten Regengüssen an der Tankstelle. Dänemark begrüsst uns so, wie es uns verabschiedet hat. Viel Regen und Seitenwind der uns fast von der Fahrbahn fegt. Die Wetterprognosen für die nächsten Tage bleiben schlecht. Nä Ä!! Nicht mit uns! Am gleichen Abend nehmen wir die Fähre von Lolland nach Fehmarn. Heftige Windböen mit Orkanstärke fegen in der Nacht über den Campingplatz in Puttgarden. Das Zelt muss ich mit unseren Spanngurten am Motorrad befestigen und um 5:00 Uhr in der Früh stützen wir eine Stunde lang das Gestänge von Innen. Der heftigste Sturm bisher! 














Dienstag, 17. August 2010

131.-137. Tag Nordkapp-Trondheim ca. 1610 km

Als wir am Nordkapp aufbrechen haben wir bestes Wetter und können die Landschaft in uns aufsaugen. Starker Wind peitscht über die Landzunge wo nur Moos und ein bisschen Gras zu wachsen mag. Genau so stelle ich ihn mir vor, den rauen Norden. Nach einem gemeinsamen Abend inklusive Lagerfeuer (obschon es ja die ganze Nacht nicht dunkel wird) verabschieden wir uns am nächsten Morgen von Franco, ebenso von Ralf und Kirsten, die wir in der Zwischenzeit kennengelernt haben. Wir wollen weiter Richtung Kirkenes an die russische Grenze, doch eine riesige Regenfront schneidet uns den Weg ab. Bei gerade mal 10 Grad im Regen zu fahren, dazu haben wir beide keine Lust und machen uns daher auf den Weg in den Süden (Kirkenes wir kommen ein anderes Mal:)).
Wir durchqueren einen kurzen Teil von Finnland und erreichen Abends Schweden. Die Landschaft in Nordschweden ist wie uns andere Motorradfahrer schon berichtet haben, nicht besonders abwechslungsreich. Sehr viel Wald, Seen, Wald, Mücken und Wald :). Die einzige Abwechslung bringen die bis zu 10 Kilometer langen Baustellen mit sehr tiefem Schotter, in dem wir mit der schweren KTM ins schwimmen kommen. Trotz der kühlen Temperaturen eine schwitzige Angelegenheit.....
In 3 Tagen fahren wir so fast 1400 Kilometer bis nach Östersund. Mit jedem Kilometer spüren wir, wie es wärmer, die Abende endlich dunkler und der Schlaf somit wieder tiefer wird.
Uns zieht es wieder nach Norwegen und so steht unser Zelt einen Tag später am Trondheimsfjorden. Dort habe ich die glorreiche Idee auf dem Pier über dem Wasser Abendessen zu kochen und so versenke ich das halbe Kochequipment im Meer (super Buerschi!!) Ich hatte den Wind wohl ein bisschen unterschätzt..... :)
Wir verbringen einen tollen Tag in Trondheim und besuchen auch noch die schöne Halbinsel Fosen (danke Nik für den Tipp).
Ein wehmütiges Gefühl habe ich schon in den Süden zu fahren, doch ich versuche bereits das nächste Fernziel in Gedanken zu fixieren, Gibraltar wir kommen!







Dienstag, 10. August 2010

126.-130. Tag Sto-Nordkapp, ca. 880 km

Ausgerüstet wie die Eskimos finden wir uns am nächsten Morgen auf dem Hafengelände ein. Nach 1.5 Stunden Fahrt über die raue See (so manchem wird schlecht) sehen wir den ersten Wal. Einfach gigantisch und wir haben so ein Glück und sehen noch drei weitere.
Nach sieben Stunden auf dem Deck sind wir durchgefroren aber glücklich. Wir fahren weiter und treffen Franco (ein italienisch, bayrischer Kölner) mit seiner BMW 1150 GS. In den nächsten 2 Tagen fahren wir gemeinsam bis zum Nordkapp. Auf dem Weg dorthin sehen zum ersten Mal Rentiere (sind die süss). Nach 19'633 Kilometer erreichen wir diesen Wendepunkt auf unserer Reise. Lange haben wir davon geträumt und gesprochen, nun stehen wir hier!







Donnerstag, 5. August 2010

119.-125. Tag Trondheim-Sto ca. 1300 km

Für den nächsten Tag ist schlechtes Wetter vorausgesagt und wir planen daher einen Tag in der Stadt Trondheim zu verbringen. Daraus wird nix, am nächsten Tag reiten wir mit der Schönwetterwelle weiter Richtung Norden. Wir wollen wild campieren. Alles schien perfekt, das Zelt haben wir direkt an den Fjord gestellt, da macht uns ein netter Norweger (mit leichten Sorgenfalten auf der Stirn) auf die um 3:30 Uhr ankommende Flut aufmerksam. 30 Minuten später finden wir uns an der anderen Uferseite auf einem Campingplatz wieder. Am darauf folgenden Tag schlägt das Wetter doch noch um und wir versuchen in den kommenden drei Tagen möglichst trocken immer weiter in den Norden zu kommen, doch ab und zu schüttet uns Petrus ein Eimerchen Wasser in unsere Stiefel.
Als wir den Polarkreis überqueren spüren wir, wie es immer kälter wird. Mit jedem Tag kommt eine weitere Kleiderschicht hinzu und als wir auf die Lofoten abbiegen haben wir nur noch 10 Grad und der Fahrtwind lässt unsere Zähne klappern. Da reisst wie aus dem Nichts der Himmel auf und wir haben die nächsten 24 Stunden Wetter wie in der Karibik. Sylvia ist wieder im Fotorausch :). Morgen geht es auf eine Walsafari, werden wir Moby Dick zu Gesicht bekommen?