Daniel Büttiker und Sylvia Sachs

Daniel Büttiker und Sylvia Sachs

Mittwoch, 28. Juli 2010

117.-118. Tag, Skjolden-Trondheim ca. 580 km


Um 07:30 Uhr Strecke ich meinen Kopf aus dem Zelt. Blauer Himmel!!! Schnell raus aus den Federn und rein in die Motorradkleider. Das Zelt legen wir noch klitsch nass zusammen. Egal, heute wird wieder mal richtig Motorradgefahren nach all dem herumgewandere! Schon nach wenigen Kilometern sind wir auf dem Sognefjell und haben richtiges Postkartenwetter. Ab und zu jauchze ich während der Fahrt ein lautes "Jiiiiihuuuuu!!!!!" in meinen Helm. Ich kanns kaum glauben was für ein Wetterglück wir haben und bin von der Schönheit der Natur überwältigt. Wir steigen fast gar nicht mehr vom Motorrad. Nach 400 km in 10 Stunden haben wir den Dalsnibba, den Trollstigen und den Atlanterhavsveien passiert. Sylvia schiesst 335 Fotos. Rekord!!!Ich weiss nicht, was diesen Tag noch toppen sollte.....














Montag, 26. Juli 2010

113.-116. Tag Lysebotn-Skjolden ca 730 km

Von Lysebotn aus fahren wir zum Prejkestolen. Obschon wir noch kräftig Muskelkater von der gestrigen Wanderung haben, nehmen wir den dreistündigen Ausflug in Angriff. Wir sind nicht alleine mit dieser Idee und so stehen wir auf dem Wanderweg öfters in der Schlange. Oben angekommen geht der Kampf ums Gipfelfoto weiter (bis Russen alle ihre Fotos geschossen haben kann es schon mal 10 Minuten dauern:)). Zurück auf dem Camping sind wir kaputt und unsere Muskeln brauchen nun definitiv eine Wanderpause.
Durch viele kalte und dunkle Tunnels fahren wir am nächsten Tag nach Bergen. Wir erwischen einen der 65 trockenen Tage im Jahr! Wir nutzen den schönen Tag aus und fahren gleich weiter Richtung Sognefjord, wieder geht es zuerst über ein karges Fjell bevor wir zum Fjord kommen.
Noch einmal checken wir die Wetterprognose für den nächsten Tag (was hier fast zu meiner Hauptbeschäftigung geworden ist). Entgegen der Wetterprognose ist der nächste Morgen doch nicht so verhangen wie gemeldet und so haben wir das erste Mal seit langem wieder Stress. Wir wollen noch an der Nachmittagstour auf dem nahe gelegenen Gletscher dem Nigardsbreen teilnehmen. Mit der KTM fliegen wir laut donnernd das Tal hoch und lassen die norwegische Bergwelt erzittern.... :) Pünktlich stehen wir am Treffpunkt. Mit Steigeisen ausgerüstet und mit einem Seil gesichert gehts aufs blaue Eis. Unser nepalesischer Tourguide, der als Sherpa schon 4 Mal den Everest bezwungen hat, führt uns sicher an den Gletscherspalten vorbei. Ein super Erlebnis.






















Freitag, 23. Juli 2010

111. - 112 Tag Grimstad - Lysebotn ca. 300 km



Von der Südküste aus geht es Richtung Norden durch dichte Wälder und auf eine karge Hochebene. Schliesslich fällt die Strasse mit 27 Haarnadelkurven nach Lysebotn zum Lysefjord ab. Einfach der Wahnsinn!





Am nächsten Tag ist eine Wanderung zum Kjeragbolten (in einer Felsspalte eingeklemmter Stein) geplant. Insgesamt kraxeln wir 6 Stunden an der Krete des Fjordes entlang, doch der Aufwand hat sich gelohnt.....
















Mittwoch, 21. Juli 2010

An Tom und Andrea

Hei Tom und Andrea

Leider wissen wir nicht wie wir euch kontaktieren können, da wir von euch keine Handynummer haben.
Könntet ihr sie uns an daniel.buettiker@bluewin.ch senden? Merci!

Wo befindet ihr euch im Moment?

LG Dani u Sylvia

106.- 110. Tag Hoysand-Grimstad ca. 700 km

Weiter geht es entlang dem Oslofjord Richtung Norden. Wir beobachten wie Kinder im kalten Fjord baden und sich dann in Badehose auf die Liegewiese legen. Zu diesem Zeitpunkt trage ich meine Motorradjacke und unten drunter noch einen Fliespulli. Die Norweger sind ganz schön hart im nehmen....


Seit Schweden höre ich komische Geräusche von der Kette. Ich habe Bedenken, dass diese bald an ihre Verschleissgrenze stossen könnte.  Doch ein Anruf bei meinem Mechaniker in Lyss entwarnt. Gewechselt habe ich die Kette das letzte Mal vor 15'000 km, die sollte also noch mindesten 10'000 km halten. Ich muss aber eh zu einem KTM-Mech da mein Hinterreifen schon wieder flach ist. Also fahren wir nach Oslo. Hätte ich doch noch vor Skandinavien den Reifen gewechselt aber in Wien erzählte mir ein Norweger, dass die Reifen in Norge nicht teurer seien als sonst in Europa. Denkste, da hätte ich mir daheim glatt 3 Stück kaufen können. Naja, Hauptsache wir haben wieder Gummi am Rad und auch dieser Mechaniker gibt mir noch Entwarnung für die Kette, also ist alles palleti.

Bei tollem Wetter fahren wir Richtung Westen in die Telemark, ab und zu gibt es an der Tankstelle einen Pölser mit Kartoffelsalat und Lök. Plötzlich sind die Wetterprognosen für die kommende Woche sehr schlecht, so entscheiden wir uns nicht weiter in den Norden zu fahren, sondern nochmals Richtung Süden an die Küste zu stechen um dort bei milderen Temperaturen die Regentage zu überstehen. Ich habe keine Lust die schöne Gegend bei Regen abzufahren, dafür haben wir einfach zuviel Zeit und es wäre unnötig zu stressen.
Bei Grimstad finden wir einen guten Camping mit guter Infrastruktur (d.h. Aufenthaltsraum, interner Küche und free Wifi). Wir lernen wieder liebe Leute kennen und verbringen viel Zeit mit einem holländischen Pärchen.
Die Prognosen werden immer besser und ich freue mich morgen endlich wieder aufs Motorrad zu kommen und Richtung Lysebotn zu cruisen (mit dem habe ich ja noch eine Rechnung offen ;)).

Freitag, 16. Juli 2010

102.- 105. Plau am See - Hoysand 1400 km

Die Weiterfahrt Richtung Ostsee wird sehr feucht. Durch die vielen Gewitter die wie durchfahren wird das Klima richtig tropisch. Romantisch ausgedrückt: wir verschmelzen mit unseren Motorradklamotten:). Doch die Landstrassen führen uns mit grossen Baumalleen über viel landwirtschatliches Gebiet bis wir bei Wismar die Ostsee erblicken. Direkt am Wasser finden wir einen Campingplatz von dem wir eine super Sicht auf die heran rollenden Gewitter haben. Bis tief in die Nacht feiern Teenies vor unserem Zelt, hätte ich doch mitgemacht, denn zuhören macht keinen Spass...

Der nächste Tag begrüsst uns bewölkt und regnerisch. Als wir die dänische  Grenze überqueren entscheiden wir uns die Autobahn zu nutzen. Wir werden Dänemark beim hinunterkommen nochmals durchqueren und dann hoffentlich mehr Wetterglück haben. So fahren wir Richtung Kopenhagen und schliesslich erreichen wir abends Schweden. Da stehen über 600 km auf der Uhr. Dies wird wohl die bisher längste Tagesetappe unserer Reise gewesen sein.
Der nächste Tage führt uns bei Sonnenschein durch die idylische südschwedische Seenlandschaft und vorbei an den typisch nordischen Holzhäusern. Der Kompass auf dem Navi zeigt weiterhin immer gegen Norden.
Am nächsten Morgen gibts viel Stress. Eine schwarze Wolkenwand kommt auf uns zu. Schnell die Schlafsäcke packen, die Isomatten rollen, das Zelt zusammen räumen und alles rauf auf den Töff. Nichts ist blöder als eine nasse Campingausrüstung im Gepäck zu haben. Schnell die Lippen am heissen Kaffee verbrennen und der Rest giesse ich in der Hektik ins Gebüsch. Es hat noch nicht angefangen zu regnen und wir können der Wand noch entfliehen.
Leider ist die Hektik umsonst und schon bald giesst es in Strömen! Das hält der dichteste Stiefel nicht aus. Ein Happy End gibts trotzdem: Norwegen empfängt uns mit blauen Himmel und Sonnenschein. Wir sind froh hier zu sein.






Montag, 12. Juli 2010

93.-101. Tag Steinbach-Dresden-Berlin-Plau am See ca. 500 km







Am Samstag steht die Hochzeit von Sylvias Kollegin Katrin auf dem Programm. So wechseln wir Töffkleider gegen Anzug und Kleid und feiern bis in die frühen Morgenstunden mit den beiden mit. 






Schnell ist die Woche bei Sylvias Eltern vorbei und der Abschied naht. Die ganze Zeit über wurden wir toll bekocht und unsere Kleider und Ausrüstung ist dank ihrer grossen Hilfe auch wieder sauber und intakt, DANKE! Vom romantischen Erzgebirge fahren wir über kleine, kurvenreiche Strässchen und dichte Wälder nach Dresden. 




Dort treffen wir Elsten, der gerade durch die Baltischen Staaten getrampt ist. Wir nehmen ihn als offiziellen ersten Gast in unserem Zelt auf :).
Auf der Suche nach uns ist er durch das Quartier "Neustadt" gekommen und war sofort begeistert. So verbringen wir den nächsten Tag ausschliesslich in der Neustadt welche durch die vielen Künstler und Strassencafés einen gemütlichen, alternativen Charme versprüht. Dort lässt es sich ganz schön versumpfen. Kein Wunder kommen wir am nächsten Tag, von der Sonne "niedergegart" und mit einem Brummschädel aus dem feuchtheissen Zelt.


Mit einem Kater macht Sigthseeing ja eh keinen Spass und so suchen wir uns wieder einen kühlen Biergarten.... :)
Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege und wir fahren weiter nach Berlin. Landschaftlich und fahrerisch ist die Strecke nicht mehr ganz so spannend aber dafür sehr heiss.
In Berlin finden wir Unterschlupf bei Sylvias Verwandten. Christine und Rike machen mit uns eine Stadtrundfahrt und versäumen es nicht uns zu zeigen wo es die beste Currywurst gibt (echt lecker). Wir sind beeindruckt was die beiden alles über die geschichtsreiche Stadt wissen und geniessen die Zeit in Berlin mit den vielen "Insidertipps" sehr. Auch treffen wir Andrea (Freundin meines Bruders) und ihren Vater zum Abendessen, schauen uns an wie die Deutschen noch den dritten Platz retten und geniessen den warmen Sommerabend.
Die Zeit in Berlin wird mit einen riiiiiesigen Sonntagsbrunch abgerundet.
Danach fahren wir (bei 38 Grad wie durch einen Backofen) Richtung Mecklenburg-Vorpommern zur Seenplatte. Wo wir dann auch gleich ins lauwarme Wasser des Plauersees springen.
Nach nun 7 Städten haben wir den "Stadtkoller" (oft ist es mir nicht mehr möglich zu sagen was jetzt wo war) und haben uns somit entschieden Hamburg und Kopenhagen erstmals links liegen zu lassen und direkt hoch zu fahren. Wir freuen uns auf die hoffentlich etwas kühleren Temperaturen in Skandinavien, die das Motorradfahren wieder erträglicher machen sollten.... Wenn alles klappt, bade ich morgen meine Stinkefüsse in der Ostsee.... :)

Samstag, 3. Juli 2010

83.-92. Tag, Wien-Prag-Steinbach ca. 650 km

Auf dem Campingplatz in Wien treffen wir auf Vida und Leni, 2 norwegische Motorradfahrer die auf dem Rückweg einer Schwarzmeerumrundung sind. Durch die Reparatur ihrer KTM sind sie zu einer Zwangspause verdonnert und so verbringen wir eine lustige Zeit mit den Zweien (so eine Panne kann also auch etwas Postives mit sich bringen:)). Wir kriegen viele Tipps für Norwegen welche wir dankbar annehmen und hoffen die Zwei oben irgendwie wieder zu treffen.
Doch zuerst geht es entlang der Donau und ihren Schlössern. Wir besuchen das Konzentrationslager Mauthausen. Als ich höre was alles hinter diesen Mauern geschehen ist, bin ich schon bedrückt. Unglaublich was da den Menschen angetan wurde.
Da sind die schönen Kurven bis nach Tschechien doch gleich wieder ein Aufsteller. In Prag suchen wir uns wieder einen Zeltplatz. Dies ist nun schon die 4. Stadt in der wir campen und es funktioniert prima (solange es nicht regnet, natürlich). Meist sind die Plätze ein bisschen
ausserhalb, ruhig gelegen und mit ÖV gut erschlossen. In den 3 Monaten ist unser Zelt nun wirklich unser Zuhause geworden, in dem wir uns wohl fühlen. Im Gegensatz zum Hotel wissen wir, wer im Bett bzw. Schlafsack geschlafen hat, wir können selbst kochen und ein weiterer Vorteil ist, dass das Motorrad gleich nebenan und nicht irgenwo auf einer Strasse steht. Auch super ist im Moment die WM! In jeder Stadt nutzen wir Abends das Public Viewing, es herrscht oft eine lustige Stimmung, da viele
unterschiedliche Nationalitäten unter den Zuschauern sind. So auch an diesem Abend in Prag, (als die Schweiz ausscheidet) schaaaade!
Prag geniessen wir in vollen Zügen. Das Stadtbild ist super aber auch kulinarisch werden wir positiv überrascht. Neben vielen "nouvelle Cuisine" Läden wird auch gut bürgerlich gekocht. Doch das Beste war der altprager Schinken auf dem Marktplatz (gegrillt auf offenem Feuer) :)....
Nur 120 Kilometer westlich von Prag liegt Steinbach, Sylvias Heimat.
Klar, dass wir der Familie einen Besuch abstatten. Als wir über die Deutsche Grenze fahren, streichle ich über den Tank der KTM. Der Osten ist nun geschafft!! 12 000 Kilometer ohne Zwischenfälle, danke!! Wir nutzen die Pause um uns auf die Weiterreise Richtung Norden vorzubereiten. Die KTM bringe ich in den Service und bekommt einen neuen Vorderreifen (als Ersatz gibts ne 2010 er Adventure :)). Den Koffer den wir beim Sturz in Österreich leicht verbogen haben kommt zum Schweisser und wird wieder hergerichtet. Zwischendurch ergibt sich die Gelegenheit einen DDR-Oldtimer zu fahren, eine 250er MZ (2 Takt), macht Spass das Teil :)).. So putzen und werklen wir ganze 4 Tage an unserer Ausrüstung. Der Norden kann nun kommen!